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Der kleine Gastgeschenk-Ratgeber

Japaner und die Omiyage

In Japan gibt es sie an jedem Bahnhof und Flughafen zu kaufen: Omiyage. Das sind hübsch verpackte, regionale Spezialitäten. Auf der Hinreise kauft man sie als Gastgeschenk, auf dem Weg zurück als “Mitbringsel”. Diese Tradition ist den Japanern dermaßen wichtig, dass unsere Büro-interne Chatgruppe mitunter aussieht wie der Online-Shop eines Süßigkeitenhandels.

Dieses Ritual funktioniert mit einer faszinierenden Zuverlässigkeit: Irgendjemand kehrt von einem Lieferantenbesuch, einer Testfahrt oder einer privaten Reise zurück, stellt eine Packung Süßkram im Büro ab und schickt ein Bild mit einer kurzen Beschreibung davon in die Chatgruppe. Daraufhin bedienen sich alle, solange der Vorrat reicht.

Schwierig wird es, sobald die Ausländer ins Spiel kommen. Namentlich die Deutschen. Die meisten von ihnen haben zwar vor der Reise von der herausragenden Bedeutung der Gastgeschenke gehört, eine weiterführende Beratung aber dankbar abgelehnt. Die Folge sind Anfängerfehler, die sich vermeiden lassen.

Der kleine Ratgeber der Gastgeschenke

Angebot und Nachfrage beachten

Habt ihr die HARIBOs im letzten Bild entdeckt? So etwas muss doch nicht sein. Man bekommt sie nämlich in vielen japanischen Supermärkten. Wenn man denn will. Und die meisten Kunden… wollen meiner Beobachtung nach eben nicht.

Es schadet also nicht, sich vorab über informelle Kanäle über die Nachfrage zu informieren. Die Duplo und Hanuta aus der gleichen “Lieferung” waren beispielsweise schon vergriffen, bevor ich den Fotoapparat zücken konnte. Volltreffer.

Einfuhrbestimmungen beachten

Die Nachfrage alleine reicht allerdings noch nicht aus, um ein passendes Gastgeschenk zu finden. Italienischer Hartkäse, Schwarzwälder Schinken oder ein französischer Rotwein finden mit Sicherheit schnell ihre Abnehmer. Die Einfuhr von tierischen Produkten ist aber überwiegend tabu. Dazu kommen in der Regel unüberwindbare Hürden bzgl. der Kühlkette. Und für alkoholhaltige Getränke gibt es ebenfalls die harte Grenze von drei Behältnissen zu je maximal einem Liter.

Doppelt verpackt statt selbstgemacht

In Deutschland gilt es oft als Zeichen der Wertschätzung, wenn etwas Selbstgemachtes überreicht wird. Backofen statt Backwerk, heißt die Devise.

Aber Achtung! Japaner haben dafür – falls sie nicht gerade ausgesprochene Kenner unserer Kultur sind – kein Verständnis. Hier gilt: Nur eingepackt ist es gut. Und am besten mit zusätzlicher Umverpackung, wie nahezu alle japanischen Produkte.

Müssen es denn Lebensmittel sein?

Es mag Japaner geben, die sich über einen Bierkrug oder Modellauto im passenden Maßstab freuen. Aber diese Ausnahmen bestätigen nur die Regel. Denn der Wohnraum ist in Japan meist nicht besonders üppig bemessen und die Lagerfläche für Staubfänger daher klein.

Speisen und Getränke haben in der Kultur hingegen eine große Bedeutung, wie sie sich beispielsweise in den traditionellen Tee-Zeremonien widerspiegelt. Verzehrbare Gastgeschenke passen daher immer.

Was wünschen sich Deutsche im japanischen Exil?

Nach einer Weile in Japan füllt sich die Liste der Dinge, die man in Deutschland als Selbstverständlichkeit begreift, hier jedoch schmerzlich vermisst:

  • Gutes Brot ist fast überall im Ausland Mangelware. Aber mit Brotbackmischungen aus Deutschland kommt man dem Original schon ziemlich nah.
  • Fast alle Drogerieprodukte des täglichen Bedarfs sind in Japan erhältlich und brauchbar. Deo und Taschentücher sind dabei zwei der wenigen Ausnahmen und deutsche Fabrikate entsprechend willkommen.
  • Nahrungsergänzungsmittel sind – wenn man sie denn braucht – in Deutschland gut und billig. In Japan bezahlt man für diese Brausetabletten mit Vitamin A bis Wasweißich aus unerfindlichen Gründen ein Zigfaches.
  • Gewürze. Nach der Rückkehr nach Deutschland werde ich an dem Ostmann-Regal mit gefühlt 200 unterschiedlichen Gewürzen mit anderen Augen vorbeigehen. Andererseits: Was ist das gegen eine Auswahl von 50 unterschiedlichen Soja-Soßen.
  • Corona-Tests. Tja, das war auch so ein Artikel, der in Japan gut und gerne das Fünffache des deutschen Preises kostet. Die Nachfrage ist allerdings zuletzt auch hier deutlich eingebrochen.

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