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In der Körperfabrik

Zwei Ü-30er, die über mehrere Monate Homeoffice am Küchentisch machen und in einem Land leben, das ergonomisch zumindest für einen der beiden nicht ausgelegt ist (@2biginjapan) – da sind Verspannungen

, Haltungsschäden und Rückenschmerzen eigentlich vorprogrammiert.

Nun ist Japan glücklicherweise nicht nur Heimat des Grüntees und vieler niedlicher Maskottchen, sondern auch die Geburtsstätte der Shiatsu-Massage. An jeder Ecke gibt es deshalb Salons, die eine Mischung aus Massagen und chiropraktischen Behandlungen anbieten. So brachten uns die Neugier und ein klein wenig auch die (Alters?-)Zipperlein eines schönen Sonntags dazu, die Filiale der großen Massagesalon-Kette KA·RA·DA Factory (zu deutsch „Körperfabrik“) an unserem Bahnhof in Hiyoshi auszuprobieren. Natürlich hat KA·RA·DA Factory, wie sollte es auch anders sein, einen Panda im Skelettkostüm als niedliches Maskottchen.

Der Ablauf war dann ungefähr so: zuerst füllten wir, wie beim Arzt, einen langen Fragebogen zur Krankengeschichte und aktuellen Wehwehchen aus. Anschließend wurden wir in eine Umkleidekabine geleitet, um dort aus den Straßenklamotten in eine Art langärmligen Pyjama zu schlüpfen. Erst dann durften wir in den Behandlungsraum, welcher mit etwa 15 größtenteils besetzten Liegen ausgestattet ist, die durch Vorhänge abgetrennt sind. Es herrscht also eher Krankenhaus- als Spa- Atmosphäre.

Der Massagemönch träumt von Mercedes-Komfort

Bei einer kurzen Anamnese durch den Behandler wurden dann jeweils die Problemzonen identifiziert und einen Augenblick später fanden wir uns schon mit einem zusätzlichen Handtuch bedeckt wieder und der Massageteil der Behandlung begann. Hierbei blieb netterweise auch ein wenig Zeit für Smalltalk mit den Masseuren/Chiropraktikern. Einer von diesen erzählte uns, dass er nicht nur aussähe wie ein Mönch, sondern nebenberuflich auch tatsächlich als ebensolcher arbeite – und zwar in im Tempel Jigenji Sotozen in Miyazaki, auf der südlichsten Hauptinsel Japans. Dort leitet er unter anderem Zazen-Retreats (Sitzmeditation), zu welchen sich angeblich auch schon Steve Jobs vor seinem Tod angemeldet habe. Sein großer Traum sei es einen Mercedes zu kaufen, obwohl dies für einen Mönch, sagte er, vielleicht doch etwas unpassend sei.

Als die Muskeln durch die Massage und den netten Smalltalk dann ausreichend gelockert waren, folgte die chiropraktische Behandlung. Hier übernahm dann ein anderer Behandler und verdrehte nacheinander Nacken, Hüfte Arme und Beine im Einklang mit dem Atemrhythmus bis es knackt. Dies fühlt sich übrigens deutlich angenehmer an als es jetzt vielleicht klingt. Gelockert wie ein Wackelpudding, wurden wir anschließend auch schon freundlich aber bestimmt wieder zur Umkleide geleitet um Platz für den nächsten Kunden zu machen. 

Das gute Gefühl die Verspannungen und Blockaden im Oberkörper fürs erste los zu sein, und die Aussicht auf eine Nacht ungestörten Tiefschlafes, machten die 40 Minuten unserer Zeit und ca. 5000 unserer hart verdienten Yen zu einem lohnenden Investment. Man wird uns also sehr wahrscheinlich in Zukunft regelmäßig in der Körperfabrik antreffen können.

Ein Gedanke zu „In der Körperfabrik“

  1. ImkeF

    Liebe Karin, lieber Michael,
    viele Grüße an euch beide aus Oldenburg!
    Ich liege gerade nach getaner Arbeit in der Schule im Garten in der Sonne und lese eure interessanten und witzigen Beiträge.
    Lasst es euch weiterhin gut gehen.
    Liebe Grüße von Imke

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