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Shibuyas Späti

Kiosk, Späti, Büdchen, Trinkhalle, Würstlstand. All das gibt es in Japan auch – und zwar in ein und derselben Einrichtung: dem Konbini. Der Name ist einer dieser typischen Begriffe, die aus dem Englischen stammen und denen sich die Japaner mit den hier erhältlichen Silben angenähert haben (vgl. Chiisu-Hanbaaga mit Furaido Poteito).

Die einzigen Convenience Stores, die mir aus der Zeit in den USA noch in Erinnerung geblieben sind, heißen 7-Eleven. Die gibt es hier auch. Und auch hier haben sie entgegen der Namensgebung nicht nur von 7 bis 23 Uhr, sondern durchgängig geöffnet. Übrigens: Die Kette wurde zwar in den USA gegründet, ist aber seit über 40 Jahren in japanischer Hand. Den hiesigen Markt der Konbinis müssen sie sich allerdings teilen: mit FamilyMart, Lawson, NewDays und weiteren, kleineren Ketten. Das freut die Kunden, denn es hält die Preise niedrig.

Menschen passieren einen Konbini am Bahnhof von Akihabara

Was macht diese Läden so „convenient“?

Es fängt schon mit ihrer Dichte an. Man passiert von uns aus bereits drei Filialen auf dem genau 1 km langen Weg zum Bahnhof, an dem es noch einmal drei Konbinis in direkter Umgebung gibt. Rechnerisch kommt in Japan einer dieser Läden auf 2.500 Einwohner.

Die Konbinis sind einer der Gründe, warum man sich hier morgens keine Wasserflasche einpacken muss. Es gibt ja überall günstig etwas. Und wem der Weg doch einmal zu weit ist, der findet wirklich an jeder zweiten Laterne einen Getränkeautomaten.

Das Sortiment der Läden entspricht in etwa dem eines gut sortierten, deutschen Bahnhofssupermarkt: Softdrinks und alkoholische Getränke, Knabberzeug, Eiscreme, Molkereiprodukte, Aufschnitt, gekühlte Fertiggerichte, 5-min-Terrine, Sandwiches, Grill- bzw. Wursttheke. Dazu kommt aber stets eine kleine Theke mit Wasserkocher, Einwegbesteck etc., an der man die erworbenen Gerichte direkt, nunja, „zubereiten“ kann. In der Regenzeit gibt es natürlich günstige Regenschirme für die Vergesslichen.

Service wird großgeschrieben. Daher gibt es selbstverständlich in jedem Konbini ordentliche, saubere Toiletten. Wem kurz vor einem wichtigen Termin noch wichtige Dokumente fehlen (oder wer seinen Drucker noch auf einem anderen Kontinent stehen hat), kann in den Läden günstig drucken, kopieren, faxen und scannen. Der Konbini in [sic!] der Auslanderbehörde geht soweit, dass er neben dem Passbildautomaten direkt auch ordentliche Hemden und Krawatten zum Verkauf anbietet.

Ein Multifunktionsdrucker neben Bürobedarf und folierten Oberhemden

Die Konbinis dienen auch als Bankschalter

, zumindest ein bisschen. Bis das Lastschriftmandat sauber hinterlegt ist, erhalten wir beispielsweise die Rechnungen der Wasser- und Stromversorgung als eine Art Postkarte. Diese legt man dann einfach in einem Konbini seiner Wahl an der Kasse vor, zahlt den fälligen Betrag in Cash und das Thema ist erledigt.

Ein wenig Späti-Feeling verbreiten die kleinen Läden mitunter auch, jedenfalls derjenige in der Udagawacho 25-5 in Shibuya. Als in der Corona-Pandemie die nahen Bars und Clubs schließen mussten, trafen sich hier die Freunde des Nachtlebens, deckten sich im FamilyMart ein und verzehrten einfach auf der Straße. Und zum Vorglühen, das ja bekanntlich sehr lange dauern kann, hat sich diese Praxis bis jetzt gehalten.

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