Die Einladung für das erste Kennenlernen geht in den vielen Mails unserer Hausverwaltung fast unter. Doch zum Glück nur beinahe. Und so treffen wir im Juli in einem Gemeinschaftsraum der Wohnanlage auf die Zukunft: Roboter. Einen guten Meter hoch, rundlich und weiß. Das Display, auf dem zwei Augen dargestellt werden, gibt ihnen tatsächlich etwas Menschliches. Mit ihren zwei Schubladen im Bauch sollen sie demnächst für uns im Viertel Besorgungen machen. Wir sind begeistert – und hören dann lange nichts mehr davon.
Anfang März gibt es dann eine Videokonferenz mit den Pilot-Nutzern, zu denen auch wir zählen. Bald können wir demnach Bestellungen beim Konbini um die Ecke aufgeben, die dann per Roboter ausgeliefert werden. In der Anfangszeit sei allerdings mit 30 bis 50 Minuten Lieferzeit zu rechnen – für eine Strecke von 200 Metern wohlgemerkt. Bei ganz widrigen Wetterbedingungen werden die Roboter außerdem nicht fahren. Und wenn etwas ausverkauft ist, wird es automatisch aus der Bestellung gestrichen. Man wisse, dass “dieses Vorgehen unentschuldbar” sei, heißt es von den Machern. Das ist – im Hinblick auf Anlass und Formuliertung eine sehr japanische Form der, nun ja, Entschuldigung.
Eine weitere Einschränkung wird im Termin auch noch verkündet: Aus Sicherheitsgründen und weil die Kommunikationsschnittstellen zwischen Roboter, Türklingel und Aufzug noch nicht einsatzbereit sind, werden alle Roboter zunächst noch von Menschen begleitet. Mist, dann müssen wir uns zum “Einkaufen” erst einmal weiterhin eine Hose anziehen.
Am vergangenen Freitag fiel dann der Startschuss. Schon am Morgen erblicken wir den ersten Roboter bei der Arbeit. Zunächst kämpft er noch mit einer Steigung im Außengelände der Wohnanlage. Doch nur wenig später scheint er den Aufpassern schon entwischt zu sein. Sie suchen jedenfalls ohne Roboter das Gelände ab und wirken etwas ratlos.
Der darauffolgende Samstagmorgen ist dann wie gemacht für unseren ersten eigenen Testkauf: Die Milch für den Kaffee ist aus. Und draußen ein richtiges Sauwetter. Also flugs per Smartphone eine Tüte Milch und ein paar japanische Süßigkeiten bestellt.
Aber von wegen halbe Stunde: Nach weniger als zehn Minuten klingelt es an der Tür. Draußen stehen zwei Mädels in blauen Regenjacken. Vom Roboter keine Spur. Der sei bei dem schlechten Wetter leider nicht zum Dienst erschienen, heißt es. Es scheint, als seien nicht nur die Display-Augen sondern auch die Arbeitsmoral sehr menschlich gelungen.
Fortsetzung folgt. Wenn der Gerät will..
Drei Tage später haben wir einen neuen Versuch unternommen. Und siehe an, Dunkelheit scheint dem Roboter weniger auszumachen als Dauerregen. Eine Viertelstunde nach der Bestellung steht der Kamerad mit unserer Bestellung vor der Wohnungstür. Daran kann man sich gewöhnen.