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Tausche Brotbackmischung und Duplo gegen unzählige Erfahrungen

Seitdem Japan im Herbst 2022 die coronabedingten Einreisebeschränkungen gelockert hat, steht den Reisenden nichts mehr im Weg. Als Erste haben Christina und Patrick im Frühjahr 2023 unsere neue Heimat und uns besucht.

Ankommen

Bereits mit Betreten des Flugzeugs bekamen wir einen Vorgeschmack auf unsere Reise. Bei Japan Airlines gibt es selbstverständlich eine Flugzeugtoilette mit japanischen Extras und auch die Qualität des Essens war auf einem hohen Niveau.

Am Flughafen Narita angekommen mussten wir feststellen, dass wir nicht die einzigen ausländischen Touristen sind, die nach Japan einreisen möchten. An der Passkontrolle mussten wir 2,5 Stunden warten, bis der 90 Tage Touristen-Visum-Sticker in unserem Reisepass klebte. Die nächste lange Schlange erwartete uns am Schalter von JR East, wo wir unseren 14-Tage JapanRailPass eintauschen wollten, für den wir bereits online ein Voucher gekauft hatten.

Mit dem Narita Express sind wir dann in 1h 15 Min nach Musashi-Kosugi gefahren, eine erste positive Begegnung mit dem sehr guten öffentlichen Nahverkehr in Japan. Auf dem Bahnsteig – fast 10 000 km von Zuhause entfernt – Michael zu erblicken und anschließend in die Arme schließen zu können, war das erste Highlight der Reise. Bereits in diesem Moment waren die Strapazen der Anreise von etwa 24h vergessen.

Am ersten Tag unserer Reise ging es zusammen mit Michael nach Kamakura. Mit nur einer Stunde Bahnfahrt erreicht man den Küstenort, an dem wir unsere ersten Schreine und Tempel besichtigt haben. Mittags waren wir Okonomiyaki essen, das wir uns auf dem Tisch-Grill selbst gebraten haben. Auch eine schöne Kirschblüten-Allee hat der Ort im Frühling zu bieten, der zwar touristisch, aber dennoch nicht überlaufen ist. Ein Getränk am Strand in der Nachmittagssonne war ein gelungener Abschluss dieses Ausflugs. Abends ging es noch nach Chinatown in Yokohama.

Am nächsten Tag haben wir uns dann ohne Reisebegleitung nach Tokyo gewagt. Das Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs war dabei recht einfach. Für Züge der JR konnten wir unseren RailPass nutzen, für alle anderen Fahrten legten wir beim Betreten und Verlassen des Gleisbereichs kurz unsere IC Card auf das Lesegerät und die entsprechenden Fahrtkosten wurden automatisch abgebucht. Die Verbindungen sucht Google Maps zuverlässig raus und da die Bahnen zu 99% pünktlich kommen, weiß man anhand der Uhrzeit immer, wohin ein Zug fährt, der gerade auf dem Gleis wartet. 

Beim Lesen von Schildern und Speisekarten ist Google Lens ein treuer Begleiter geworden. Dank unserer japanischen SIM-Karten hatten wir überall Internet und konnten uns mit diesem Hilfsmittel trotz fehlender Sprachkenntnisse gut zurechtfinden.

Highlights auf unserem Streifzug durch Tokyo

Im Ueno-Park konnten wir noch wunderschöne Kirschblüten bewundern und auch noch zahlreiche Leute antreffen, die sich auf großen Planen zum traditionellen Picknick unter den Bäumen treffen. Außerdem gibt es in diesem Park zahlreiche Street-Food-Stände, einen Zoo, sowie einen kleinen See, auf dem man Tretboot fahren kann.

In Asakusa haben wir an einem Sushi-Kurs teilgenommen. In tollem Ambiente mit Blick auf den Sumida-Fluss haben wir Nigiri und Maki zubereitet, die dank der guten Zutaten sehr lecker geworden sind. Der Sensō-ji-Tempel in Asakusa ist am Abend schön beleuchtet und es ist dort nicht ganz so voll wie tagsüber.

In Shibuya und Akihabara prägen Leuchtreklamen das Stadtbild, die natürlich besonders in der Dunkelheit eindrucksvoll sind. Die permanente Beschallung durch Videoleinwände ist aber auf Dauer ganz schön anstrengend. In Geschäften kann man dort allerlei Fanartikel zu Animes erwerben, in Gaming-Centern erreicht die Reizüberflutung ein Höchstlevel. Neben Greifarmautomaten im Erdgeschoss gibt es in zahlreichen Obergeschossen Spieleautomaten jeglicher Art.

Nach den ersten Tagen in Japan sind uns einige Dinge aufgefallen:

  • Die Straßen sind sauber.
  • Überall gibt es Durchsagen (auf Rolltreppen, an Bahnsteigen, im Aufzug, im Bahnhof, im Zug, …)
  • Im Großraum Yokohama-Tokyo ist es überall dicht bebaut und es sind sehr viele Menschen unterwegs. 
  • An jeder Straßenecke steht ein Getränkeautomat.
  • Überall gibt es saubere, öffentliche Toiletten.
  • An vielen Orten (Restaurants/Tempel) zieht man seine Schuhe aus.
  • Man kann innerhalb einer Bahnstation sehr weite Wege zurücklegen.
  • Japaner sind Weltmeister im gesitteten Anstehen
  • In der Großstadt begegnet man sehr vielen Männern mit Anzug, insgesamt ist die Kleidung eher schick in dezenten Farben (schwarz, dunkelblau, beige, weiß).

Unsere Reise durch Japan

Bei einem Kurztrip nach Hakone haben wir eine erste Bekanntschaft mit dem Shinkansen und dem Fuji gemacht. Beide haben uns in ihrer Eleganz beeindruckt. Natürlich gehörten in Hakone auch das Essen von schwarzen Eiern und das Baden in heißen Quellen zum Pflichtprogramm. Leider fuhr aufgrund starken Winds das Piratenschiff nicht, aber ein schöner Wanderweg entlang des Ashi-Sees war ein guter Ersatz. Von Motohakone aus sind wir anschließend über die „Alte Straße“ nach Hakone-Yumoto gewandert. Diese ist ein mit Kopfsteinen gepflasterter Handelsweg aus der Edo-Zeit (1603-1868) und diente als Verbindungsweg zwischen Kyoto und Tokyo. Heute wirkt der verlassene Weg eher märchenhaft und die moosbewachsenen Steine erzählen Geschichten aus früherer Zeit.

Der Shinamami-Kaido war auch für uns ein Highlight des Urlaubs. Die Rennräder sind wie von selbst über den glatten Straßenbelag gerollt und man konnte den Blick schweifen lassen über das türkis-blaue Wasser, die kleinen und großen Inseln, die faszinierenden Brücken und den Mix aus Kirschbäumen und Palmen. In dem Gästehaus hat uns dann erstmalig ein Futon-Bett auf Tatamimatten erwartet. Auch wenn die Erfahrung ganz nett war, so waren wir dennoch nicht traurig, dass es bei dieser einen Nacht geblieben ist.


Die Stadt Hiroshima ist heute eine lebendige, grüne und moderne Stadt. Dennoch gehört es zum Pflichtprogramm, sich mit der traurigen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Als Friedensdenkmal und stummer Zeitzeuge prägt die Atombombenkuppel das Stadtbild. Nach dem Besuch im Friedensmuseum sieht man sie mit anderen Augen.

Ein schöner Tagesausflug von Hiroshima aus ist ein Besuch der Insel Miyajima. Sie ist bekannt für das große rote Tor, das bei Flut im Wasser steht und zahlreiche Hirsche, die einem auf der ganzen Insel begegnen. Das Wandern auf Miyajima ist mit vielen Treppenstufen verbunden, aber man wird mit wunderschönen Aussichten belohnt.

In Kyoto wurde uns schnell klar, dass wir in drei Tagen nur eine kleine Auswahl an Sehenswürdigkeiten besuchen können. Am ersten Tag haben wir das Stadtzentrum zu Fuß erkundet und dabei schöne alte Holzhäuser, den Yasaka-Schrein mit angrenzendem Garten, den Chion-in Tempel mit seiner riesigen 70 Tonnen schweren Glocke und die Nishiki-Markthalle gesehen.

Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 20 Grad haben wir uns am zweiten Tag auf zwei Minivelos gesetzt und haben eine schöne Radtour an den Flüssen der Stadt mit weiteren Highlights der Stadt verbunden. Der Kinkaku-ji (Goldener Tempel) hat uns beeindruckt, jedoch waren wir froh auf unseren Rädern die Touristenmassen schnell wieder hinter uns lassen zu können. Auch der Bambuswald von Arashiyama war völlig überlaufen. Der Affenpark liegt leicht erhöht auf einem Berg. Unser Aufstieg wurde zum einen belohnt mit einer wunderschöne Aussicht auf Kyoto und gleichzeitig mit deutlich weniger Touristen.

Auch am Fumishi Inari-Taisha haben wir uns schnell Pfade abseits der Hauptroute gesucht, weil es sehr voll war. Aber auch dort gab es noch genügend rote Tore zu bewundern und einen Bambuswald, der viel schöner war als in Arashiyama.

Fazit

Rückblickend kamen uns die zwei Wochen viel länger vor, weil sie so vielseitig waren. Wir haben sehr viel gesehen und nehmen unvergessliche Bilder, Erlebnisse und Erfahrungen mit nach Hause. Als Reiseland ist Japan absolut zu empfehlen. Mit der Bahn kommt man schnell und unkompliziert von A nach B. Das Essen ist immer lecker. Wir haben uns zu jeder Zeit sicher gefühlt und haben uns sehr gut zurechtgefunden. Und natürlich war es wunderschön Karin und Michael zu besuchen und ihr Zuhause auf Zeit kennenzulernen.

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