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Vier Wochen und der Rest von heute

Es ist gefühlt nur ein paar Tage her, dass wir unsere Wohnung in Stuttgart geräumt und uns auf den Weg nach Japan gemacht haben. In Wahrheit sind es fast zwei Jahre, die aber rasend schnell vergangen sind. Ende April treten wir wie geplant den Heimweg an.

„Wie läuft es mit den Umzugsplanungen?“

Wir wissen nicht genau, was uns mehr stresst: Die Umzugsplanungen selbst oder die Fragen danach. Wie vor zwei Jahren müssen wir den Teil unseres Hausstands auflisten, den wir nicht im Reisegepäck mitnehmen können – also praktisch alles.

Ein bisschen davon dürfen wir als Luftfracht verschicken. Vorausgesetzt es fällt nicht in eine der unzähligen Kategorien, welche die Luftfahrtunternehmen ausschließen (Powerbanks natürlich, aber z.B. auch Zahnpasta!). Nach zwei bis vier Wochen können wir diese Sachen dann schon in unserer möblierten Übergangswohnung in Stuttgart in Empfang nehmen. 

Der Rest der Transportguts kommt in die Seefracht. Je nach Situation in den Logistikzentren und auf den Weltmeeren dauert es drei Monate oder länger, bis die Lieferung eintrifft. In diesem Fall ist das Ziel schon unser Haus bei Berlin. 

Für beide Transportwege müssen wir alles genauestens auflisten: Bezeichnung ggf. mit Seriennummer, Anzahl, Wiederbeschaffungswert. Das nervt, ist aber Bedingung für die Entschädigung durch die Versicherung, falls der Container bei rauher See baden geht oder die Huthis uns eine Rakete ins Mobiliar stecken.

Ein Fahrradrahmen im offenen Transportkoffer
In der alten Heimat sofort wieder mobil – das Fahrrad fliegt im Koffer mit.

Ein paar Dinge werden die Reise gar nicht erst antreten. Denn…

Die Kings of Kleinanzeigen sind zurück

Manches muss, einiges soll hier bleiben: Toaster, Reiskocher, Wasserkocher und Mikrowellenofen suchen eine neue Küche mit 100V-Steckdosen. Auch die Waschmaschine, der Staubsauger und diverse Lampen bleiben aus dem gleichen Grund in Yokohama.

Was man nicht mehr loswird, stellt man im Stuttgarter Westen einfach mit einem Zettel “zu verschenken” an die Straße. Es ist erstaunlich, was dort alles innerhalb von kürzester Zeit ein neues Zuhause findet. In Japan ist dieses Vorgehen hingegen tabu. Die Entsorgung von anderen Dingen als dem gewöhnlichen Hausmüll ist kompliziert und teuer.

Allerdings gibt es Second-Hand-Geschäfte, die gut erhaltene Haushaltsgeräte sogar abholen – natürlich zu einem absoluten Trostpreis. Diesen Weg werden auch unsere drei Split-Klimaanlagen antreten. Die Geräte mussten wir vor zwei Jahren als Mieter selbst anschaffen. Nun werden sie mehr oder weniger “kostenlos” demontiert und abgeholt – immerhin. An ein paar heißen deutschen Sommertagen werden wir uns wahrscheinlich wünschen, wir hätten sie eingepackt und irgendwie reaktiviert.

Bei allem Stress bleibt aber zum Glück noch genug Zeit für einen würdigen Abschied von Japan: Gerade haben wir den letzten unserer zahlreichen Besucher, Christian verabschiedet. Der hat mich auch auf mein erstes Metal-Konzert mitgenommen – typisch japanisch in der Spielart des “kawaii-core”. Am vergangenen Wochenende haben wir bei einem tollen Kochkurs gelernt, wie wir auch im fernen Deutschland köstliches Ramen zubereiten können. Sicher ist sicher.

Im April werden wir noch ein paar Tage auf der herrlich grünen Insel Yakushima verbringen. Und zum Ausstand wird noch einmal mit den Kolleginnen und Kollegen im Hof gegrillt – ein Vergnügen, dass an einem Standort mit 40 Leuten etwas einfacher ist als mit 4.000. 

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